Unser Ziel ist es, das nationale Verbot in Österreich noch sicherer zu machen und uns für ein internationales Verbot einzusetzen

Eva Maria Bachinger, Journalistin und Sozialarbeiterin, Autorin mehrerer Bücher, u.a.: Kind auf Bestellung. Plädoyer für klare Grenzen, Deuticke 2015. Mitbegründerin der Initiative „Stoppt Leihmutterschaft“ in Österreich. www.evamariabachinger.com .

Ihre Rede bei den Vereinten Nationen anlässlich einer Veranstaltung am Rande der 56. Sitzung des Menschenrechtsrates zur Förderung der weltweiten Abschaffung der Leihmutterschaft.

 

Meine Damen und Herren,

es ist mir eine Ehre und Freude, auf diesem Forum kurz zu sprechen. Ich vertrete die 2016 gegründete unabhängige österreichische Initiative „Stoppt Leihmutterschaft“. Mit der Arbeit an meinem Buch „Kind auf Bestellung“ habe ich im Jahr 2013 begonnen. Ich habe viele Interviews mit Expertinnen und Experten, Ärztinnen und Ärzten, Juristinnen und Juristen, Hebammen, Soziologinnen und Soziologen, Psychologinnen und Psychologen und Leihmüttern sowie Jugendlichen geführt. Mein Buch wurde zwei Jahre später veröffentlicht, und bald darauf folgte der Aufruf, eine breitere Initiative gegen Leihmutterschaft zu gründen. Es handelt sich übrigens um eine ziemlich einzigartige Vereinigung, da wir Feministinnen, katholische, protestantische und atheistische Menschen auf der Grundlage der Menschenrechte vereinen, um die Leihmutterschaft zu bekämpfen.

 

Unser Ziel ist es, das nationale Verbot in Österreich noch sicherer zu machen und uns für ein internationales Verbot einzusetzen. Wichtig sind uns auch Aufklärung und klare Information über die Verbrechen gegen die Menschenrechte, die mit dieser fälschlicherweise als „medizinisch unterstützte Fortpflanzung“ bezeichneten Praxis verbunden sind. Wir haben oft festgestellt, dass sehr viel Unwissenheit darüber herrscht, was Leihmutterschaft eigentlich bedeutet. Es wird viel verherrlicht, mit Bildern von süßen Babys und glücklichen Eltern. Die Terminologie, mit der für die Leihmutterschaft geworben wird, ist voller pseudomoderner Lügen und Märchen, die beide die Realität verschleiern. Die Schattenseiten sind nicht so einfach zu akzeptieren.

 

Es ist ganz klar und einfach: Leihmutterschaft ist eine kommerzielle Form der Ausbeutung von Frauen, von Frauenkörpern, oft unter Ausnutzung eines sozialen Gefälles zwischen einer Leihmutter und den so genannten Wunscheltern.

Ich bin nicht nur Journalistin, sondern auch Sozialarbeiterin. Jetzt arbeite ich mit Mädchen, die aus ihren Familien genommen wurden. Ich habe mit Waisen und behinderten Kindern und Jugendlichen in Israel, Palästina und Italien gearbeitet, viele Jahren habe ich mit Flüchtlingen aus der ganzen Welt und Obdachlosen gearbeitet. Ich weiß also, was eine soziale Kluft bedeutet und was Menschen für Geld zu tun bereit sind, wenn sie arm und verzweifelt sind. Sehen Sie der Realität ins Auge: Wir haben so viel Armut auf der Welt, so viel Ungerechtigkeit. Ich kann es nicht ernst nehmen, wenn gesagt wird, dass es bei der Leihmutterschaft faire Geschäfte und Win-Win-Situationen gibt.

 

Leihmutterschaft ist eine Gewalt gegen die Würde der Frau, weil sie die Frau zu nichts anderem macht als zu einem Gefäß für die Ware, die sie liefern soll und für die sie bezahlt wird. Ihr Körper steht unter der Kontrolle der Wunscheltern und der Ärzte. Ihre Bewegungsfreiheit und ihr Privatleben werden eingeschränkt. Sie muss eine enge Beziehung zu dem Ungeborenen verhindern, was natürlich eine Illusion ist. Wenn das Ungeborene behindert ist, ist Abtreibung oder nicht keine freie Entscheidung mehr, sie muss abtreiben. Dieses Frauenrecht ist also außer Kraft gesetzt, obwohl Feministinnen seit vielen, vielen Jahren dafür gekämpft haben. Die Kontrolle geht mit der Geburt weiter, die meist ein Kaiserschnitt und keine natürliche Entbindung ist. Bonding ist nicht vorgesehen. Das ist unmenschlich.

 

Angebote wie Rundum-Sorglos-Pakete für 60.000 Euro mit einer sogenannten 100-prozentigen Baby-Garantie, bei denen Wunscheltern erfolglose Leihmütter und Eizellspenderinnen beliebig oft austauschen können, verletzen die Würde der Frau. Der Handel mit Menschen, mit Körperteilen, ist verboten, also sollte auch der weltweite Handel mit Babys aus Leihmutterschaft verboten werden. Der Kapitalismus beherrscht alle Lebensbereiche und wir brauchen mehr denn je ethische Grenzen.

 

Sie werden immer wieder hören, dass es so viele selbstlose Leihmütter gibt, die unglücklichen, kinderlosen Paaren helfen wollen. Nun, wenn es solche Fälle gibt, sind sie absolute Ausnahmen, aber die Frage bleibt: Wie können wir sicher sein, dass kein Geld im Spiel ist? Und das Kind wird trotzdem zum Vertragsgegenstand, mit oder ohne Geld.

 

Auch im 21. Jahrhundert mit seiner Hightech-Medizin stellen Schwangerschaft und Geburt immer noch ein hohes Risiko für Leib und Leben einer Frau dar. Kein Geld der Welt ist es wert, die eigene Gesundheit und das eigene Leben aufs Spiel zu setzen. Wir sollten uns mit aller Kraft für die Verbesserung der sozialen Situation von Frauen einsetzen, für Bildungschancen, damit sie mit ihren Fähigkeiten Geld verdienen können und nicht Objekt der Wünsche anderer Menschen sein müssen.

 

Sorry, aber es gibt definitiv kein Recht auf ein Kind. Kinder haben ein Recht darauf, Eltern zu haben. Es gibt viel zu viele Kinder, die ohne verlässliche Bezugspersonen aufwachsen, und es gibt so viele Möglichkeiten, Kinder zu unterstützen und ihnen zu helfen. Auch angesichts des globalen Bevölkerungswachstums, sehr schwieriger Krisen wie Klimaerwärmung und Artensterben sollte es nicht mehr darum gehen, Kinder um jeden Preis zu produzieren.

 

Ein weiterer Punkt ist mir wichtig: Linke Befürworter der Leihmutterschaft müssen sich fragen, wie ernst es ihnen mit den Menschenrechten von Frauen und Kindern ist. Kritiker der Leihmutterschaft, vor allem religiöse, konservative, müssen sich fragen, ob ihr Bild von der idealen Familie – Vater, Mutter, Kinder – nicht auch dazu beiträgt, Frauen unter Druck zu setzen, Mütter zu werden. Denn: Was denken wir wirklich über eine kinderlose Frau? In konservativen Kreisen gibt es kein positives Bild von einer kinderlosen Frau, es sei denn, sie ist eine Nonne im Kloster. Aufgrund dieses Drucks, Mutter werden zu müssen, eine perfekte Familie zu haben, versuchen Frauen jede Methode der Reproduktionsmedizin, einschließlich Leihmutterschaft. Das Idealbild der Frau als Mutter steht auch im Widerspruch zur Menschenwürde. Eine Frau ist eine vollwertige Frau, unabhängig davon, ob sie Mutter ist oder nicht. Weder eine Leihmutter noch irgendeine andere Frau darf auf ihre Fortpflanzungsfähigkeit reduziert werden.

 

Und nicht zuletzt: Es ist wichtig, die Kluft zwischen der konservativen und der progressiven Ideologie im Hinblick auf die universelle Umsetzung der Menschenrechte zu überbrücken.

 

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